Künstliche Intelligenz ist in aller Munde und nimmt Einfluss auf die gesamte Gesellschaft, unter anderem auf soziale Medien. Von Recherchen über Text- und Bilderstellung bis hin zu Bots, die personalisiertes Community Management betreiben, sehen wir den technischen Fortschritt überall und mit ihm tun sich Fragen zu den Erfolgspotenzialen und Einsatzmöglichkeiten der Künstlichen Intelligenz für das Social Media Marketing auf. Allerdings birgt diese auch Risiken. Es gilt also vor allem für Marketeers, die bestehenden Tools kennenzulernen, sich mit den Möglichkeiten auseinandersetzen und abzuwägen, welche Chancen sich durch die neuen Apps für den:die Einzelne:n wahrnehmen lassen.
Früher kannte man sie aus Filmen und dystopischen Erzählungen, die durch Science Fiction geprägt Weltuntergangsstimmung erzeugten und die Ablöse der Menschlichkeit darstellten. Heute wird sie in der digitalen Welt und auch im Social Media Marketing genutzt, nicht als Feind, sondern viel eher als Freund.
Dabei ist KI eine Revolution, die wir bereits seit einigen Jahren erleben. Sie begleitet uns in den sozialen Netzwerken schon seit Langem: Die Algorithmen der Plattformen bedienen einen solchen Mechanismus, besonders jener von TikTok, der anhand der Watchtime bestimmt, welcher Content zu den eigenen Interessen passt. Wie oft hat man sich gefragt, wie TikTok die aktuelle Lebenslage im eigenen Home-Feed abbilden kann, ohne dass man explizit nach Inhalten sucht.
Ganz klar ist: Der Algorithmus versteht, welche Videos wir uns bis zum Ende oder sogar mehrfach anschauen, kommentieren, teilen, liken und speichern - auch unterbewusst triggern wir ihn so mit genau den Themen, die uns derzeit bewegen. Wir sehen im Internet nicht nur Vorschläge für Produkte, die uns gefallen könnten, sondern auch Profile, denen wir womöglich folgen wollen, da sie zu unserem Interessenfeld passen. Wir beobachten hier also bereits seit Langem künstliche Intelligenz, die heute mit neuen Möglichkeiten in den Vordergrund rückt, denn mittlerweile wertet sie die Inhalte nicht nur aus, sie erstellt ganz eigenen Content.
Wir kennen alle den Spruch “Zeit ist Geld” - genau aus diesem Credo heraus versuchen wir oft, nach dem Minimalprinzip unser Ziel mit dem geringsten Aufwand zu erreichen. Die gute Nachricht ist: Künstliche Intelligenz kann uns hierbei unterstützen, denn in der Marketing-Welt sind Kreativität und Zeit wertvolle Güter. Viel zu oft verliert man sich in stundenlangen Brainstormings oder in einem Strudel der Prokrastination, weil einen die Kreativität für den Moment verlassen hat. Genau dann können AI-basierte Tools Abhilfe schaffen und eine Grundlage für neue Ideen bieten.
Die Social Media Landschaft und ihre unendlich vielen Inhalte können auch überfordern, immer wieder müssen neue Ansätze herangezogen werden und man kommt kaum hinterher, all den aktuellen und sich wöchentlich wechselnden Trends zu folgen. Das textbasierte AI Tool ChatGPT kann hier eine große Unterstützung sein und Strukturen schaffen, die es im eigenen Kopf mühsam aufzubauen gilt. Über die richtigen Prompts (Befehle, die dem Programm gegeben werden) kann so eine Vielzahl neuer Ideen per Klick generiert werden.
Wer im Social Web unterwegs ist, kommt heute kaum noch an ChatGPT vorbei. Das Tool, das wie ein Chatbot agiert, reagiert auf Befehle (auch Prompts genannt) und liefert Antworten innerhalb weniger Sekunden. Klingt auf den ersten Blick simpel und harmlos - ist es eigentlich auch, doch auf die Risiken kommen wir später zurück.
Die Bedienung der KI ist einfach, einen Prompt eingeben und die Lösung erhalten, die man sich herbei gewünscht hat. Wer bereits einmal mit ChatGPT “gechattet” hat, wird wissen, dass die Qualität der Antworten jedoch stark variieren kann. Hier kommt es vor allem auf den eigenen Befehl an, denn die KI ist zwar an die menschliche Denkweise angelehnt, da sie aber nunmal kein richtiges Gehirn besitzt, kann sie nur Antworten liefern, die sie durch Daten ihrer Datenbank ermitteln kann.
Wer also die richtige Antwort will, muss auch die richtige Frage stellen bzw. mit dem Tool interagieren, denn nicht nur der richtige Befehl, sondern auch das “Chatten” mit der AI führt letztendlich zum Ergebnis. Beherrscht man jedoch die Kunst des Promptings, kann die KI eine große Unterstützung sein und bei der Erstellung von Posting-Ideen, Captions oder sogar ganzen Redaktionsplänen einen guten Job erledigen. Doch nicht nur auf der Seite der Marketeers gibt es Einsatzmöglichkeiten, auch auf Creator-Ebene sehen wir einen Perspektivwechsel.
Im Social Web geht es um Selbstinszenierung, das Teilen der eigenen Interessen und vor allem die Interaktion mit anderen User:innen. Hier sehen wir allerdings mittlerweile nicht mehr nur reale Gesichter, sondern auch animierte Menschen, die beispielsweise auf Instagram ähnlich wie die “echten” Creator:innen auftreten und teilweise Millionen Follower:innen verzeichnen.
Die KI ist also längst in den sozialen Netzwerken angekommen und steckt nicht nur hinter Algorithmen, sondern postet täglich Bilder und Videos.
Ein Beispiel ist @lilmiquela, der Feed der virtuellen Creatorin versprüht Lebensfreude, Spaß und Gen Z Vibes; es könnte auch das Profil einer Anfang 20-jährigen sein, die Einblicke aus ihrem Alltag teilt. Mit 2.8 Mio. Follower:innen ist sie unter den beliebtesten virtuellen Creator-Profilen. Durch ein Zusammenspiel von verschiedenen AI-Tools kann so ein Instagram-Auftritt von Anfang bis Ende gescriptet sein.
Angefangen bei der Generierung eines Avatars, der erst auf den zweiten Blick Zweifel an seiner Echtheit lässt über die Ausarbeitung eines Charakters bis hin zu automatisierter Post- und Caption-Produktion - das Leben eines virtuellen Menschen in einer virtuellen Welt klingt schlüssig und widersprüchlich zugleich.
Wichtig zu erwähnen sind neben all den Möglichkeiten und Chancen der Tools auch die Schwachstellen sowie Risiken. ChatGPT beispielsweise verfügt lediglich über Daten, die bis ins Jahr 2021 reichen, zwar gibt es nun auch Plug-ins, über die aktuelle Daten erfragt werden können, allerdings arbeitet das Tool an sich nur mit älteren Datensätzen. Alles, was danach das World Wide Web betrat, bleibt unberücksichtigt und kann womöglich zu Lücken und qualitativ schlechteren Antworten führen.
Darüber hinaus liefert ChatGPT zwar fundierte und umfassende Ergebnisse, welche Quellen dahinterstecken, weiß man jedoch oft nicht. Das Programm wurde mit allen möglichen Daten des Internets gefüttert, dabei ist es für Laien nicht unbedingt einfach, die Qualität der Quellen auszumachen.
Es bleibt abzuwarten, inwieweit KI-Tools eingeschränkt oder kostenpflichtig werden und vor allem auch, wie sich die Nutzung der Daten im Arbeitsmarkt verhält. Noch sind alle vorhandenen Daten für alle zugänglich, wer diese also für kommerzielle Zwecke nutzen will, kann das heute noch tun, doch es lässt vermuten, dass auch hier noch Einschränkungen folgen werden.
Bleiben wir im Social Media Marketing - natürlich gibt es neben textlicher Hilfestellung auch noch weitere Tools, die bei Recherche, Erstellung und Bearbeitung von Content unterstützen können. Die Vielzahl an Programmen können wir im Rahmen dieses Artikels nicht beleuchten, allerdings wollen wir euch einige an die Hand geben, mit denen wir in der hauseigenen Produktionsfirma Truemates bereits arbeiten und die für uns einen echten Mehrwert bieten.
Stable Diffusion, ein Text-zu-Bild-Generator, der ähnlich wie ChatGPT funktioniert, allerdings keine Antworten in schriftlicher Form gibt, sondern Bilder aus den Prompts generiert. Gerade bei Text-zu-Bild-Tools kommt es auf die richtigen Befehle an, denn bis man das Bild erhält, das man sich vorstellt, kann es schon eine Weile dauern. Auch bei AI-Tools heißt es: Übung macht den:die Meister:in.
Neben Bildgeneratoren gibt es auch Adobe Podcast. Hier können mit dem Handy aufgezeichnete Sprachaufnahmen per Klick in Studioqualität verwandelt werden. Neben der Bearbeitung einer Stimme kann hier sogar eine gesamte Hintergrundkulisse entfernt werden.
Ein Beispiel:
Angenommen, man befände sich auf der Straße, im stressigen Alltag auf dem Weg von Termin zu Termin und nehme dabei eine Podcast-Folge auf. Klingt völlig unlogisch und impliziert normalerweise zu viele Störgeräusche und mangelnde Qualität. Doch Adobe Podcast leistet Hilfe, Hintergrund- und Störgeräusche können nahezu perfekt ausgefiltert und entfernt werden. Natürlich gibt es hier auch keine 100 % Regel, allerdings ist das Programm schon ein enormer Fortschritt im Bereich Audio-Restaurierung.
Wer nach Videobearbeitungen sucht und viel mit Retuschen, Rotoscoping und Stilisierungs-Effekten arbeitet, ist bei Runway an der richtigen Adresse. Hier können Hintergründe aus Bildern und Videos entfernt oder auch Stile eines Bildes auf ein weiteres übertragen werden. Wer experimenteller unterwegs ist, kann mit der neuen Gen-2 Text-to-Video AI seiner Kreativität freien Lauf lassen. Diese ist momentan jedoch noch relativ ungenau und die Bearbeitung zeitintensiv. Da heißt es: Daumen drücken, dass der:die Kund:in keine Änderungswünsche hat.
Generative AI erlebt momentan einen echten Hype. Dadurch können nicht nur realistisch aussehende Fakes viral gehen, sondern vor allem entsteht AI-Art im “Uncanny Valley”-Effekt. Das bedeutet, dass sich derzeit viele Stimmen nach dem Motto “Es ist beeindruckend und beängstigend zugleich.” im Netz tummeln. Viele zeigen ihre generierten Bilder, Videos oder Tonaufnahmen auf Social Media und berichten über ihre Erfahrungen mit AI-Tools, die jenen Content erstellt haben.
Es lässt sich vermuten, dass dieser Trend, ähnlich wie andere auch, nachlassen wird und mit der Zeit immer mehr Inhalte zwar mit KI generiert, aber so nicht mehr “verkauft” werden. Aktuell schafft der Trend viel Aufmerksamkeit und wer sich mit AI-Tools auseinandersetzt, ist am Zahn der Zeit, doch wenn der Hype abflacht, werden womöglich Inhalte als eigenständig produziert deklariert, obwohl sie das unter Umständen nicht sind. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Nutzung und der Hype von Künstlicher Intelligenz entwickeln wird, denn anders als die KI selbst, können wir leider nicht in die Zukunft schauen.
Wir leben seit langem mit künstlicher Intelligenz, wir nehmen sie nur oft nicht als solche wahr - hinter vielen Algorithmen steckt mittlerweile eine KI.
KI wird in Zukunft unser aller Leben beeinflussen und vor allem im Social Web Einfluss auf die Arbeitsweise haben, es lohnt sich also, sich mit dem Thema zu beschäftigen und die Möglichkeiten der Tools für sich zu nutzen.
ChatGPT und Co. können bei der Arbeit im Social Marketing hilfreich sein, um neue Ideen und Ansätze zu generieren.
Virtuelle Creator:innen sind keine Seltenheit mehr und haben teilweise Millionen Follower:innen.
AI-Tools gibt es für die verschiedensten Bereiche - von Text über Bild und Video bis hin zu Audio können die Programme bereits eine enorme Arbeitserleichterung darstellen. Der Output einer KI sollte jedoch vorerst noch menschlich überwacht werden, da die Programme noch in den Kinderschuhen stecken.